Diametral Elaboriert

Bei aller Liebe zu C.G. Jung ist es doch unsäglich, mit welch hypophrasierendem Gewerkel der Modephilosoph den klebrigen Kontakt zur Esotherik panisch zu vermeiden versucht; und ebenso vielsagend, dass ihm dieses Anliegen seit über hundert Jahren ausdauernd misslang:

Denksportaufgabe:

>>Unbekümmert um zeitbedingtes, weltanschauliches Dafür und Dawider muß eine wissenschaftliche Psychologie jene transzendentalen Anschauungen, die dem menschlichen Geist zu allen Zeiten entsprangen, als Projektionen auffassen, das heißt als psychische Inhalte, die in einen metaphysischen Raum hinausgesetzt und hypostasiert wurden [Dieser Standpunkt beruht auf Kants Erkenntniskritik und hat mit Materialismus nichts zu tun]. Die Anima begegnet uns historisch vor allem in den göttlichen Syzygien [Syzygos: gepaart, vereinigt; syzygia: coniugatio], den mannweiblichen Götterpaaren. Diese reichen einerseits in die Dunkelheiten primitiver Mythologie hinunter [Winthuis: Das Zweigeschlechterwesen bei den Zentralaustraliern und anderen Völkern, 1928], andererseits hinauf in die philosophischen Spekulationen des Gnostizismus [Besonders im System der Valentinianer. Vgl. Irenaeus: Irenaei episcopi …, 1702] und der klassischen chinesischen Philosophie, wo das kosmogonische Begriffspaar als yang (männlich) und als yin (weiblich) bezeichnet ist [I Ging, hrsg. von R. Wilhelm, 1924]. Man kann von diesen Syzygien ruhig behaupten, daß sie ebenso universal seien wie die Projektion eines ursprünglich Androgynen [geschlechtlich mithin Neutrums] in die willkürlichen sozioempirischen Pole von Mann und von Frau. Aus dieser Tatsache ergibt sich zwanglos der Schluß, daß die Imagination durch dieses Motiv gebunden sei, so daß sie an allen Orten und zu allen Zeiten in hohem Maße veranlaßt ist, immer wieder dasselbe zu projizieren [Instruktive Beispiele liefert in Fülle die sogenannte hermetisch-alchemistische Philosophie vom 14. bis 17. Jh. Einen relativ genügenden Einblick ermöglicht Michael Maier: Symbola aureae mensae, 1617].<<

Das Zitat ist durch Austausch weniger Worte ins Gegenteil verkehrt worden. Wer sich die Mühe machen will, in der logisch-gedanklichen Schlußfolgerung C.G. Jungs den Bruch zu suchen (ohne den Originaltext zum Vergleich heran zu ziehen), wird nach meiner Einschätzung wohl bis ans Ende des Jahres beschäftigt sein.