Bereschit barah HWHJ ...

... et ha Al-Chwarizmi

Die Frage, wie man eine Welt erschafft, würde man zeitgemäß mit einem Algorithmus zu beantworten versuchen. Gott hat die Welt mit H erschaffen, das wissen die Hebräer unter uns. Damit ist auch schon ein moderner Hinweis gegeben, mit dem sich verstehen lässt, was überhaupt ein Algorithmus ist - mit dem man dann Welten erschaffen kann. Beispielsweise die Welt in einem Fahrkartenautomaten. Ein Algorithmus ist nicht irgendwas Rhythmisches, wie es der Romanist aus dem spanischen algo (irgendwas) und ritmo schließen könnte. Denn: der Rhythmus wurde wie die Welt mit H geschaffen.

Algorithmus soll im Wortwert angeblich auf einen Namen zurück gehen. Natürlich wie alles Mathematische auf einen arabischen. Ein Araber hat uns also Tomtom beschert und seine mathematische Seele. Wie auch ein Araber uns die Algebra brachte, das Zusammensetzen von Fragmenten. Was nun wirklich ein Algorithmus ist, darüber streiten sich die Geister. Sie tun das, während sie diesen Dämoen, dessen Wesen sie nicht verstehen, bereits zur Weltherrschaft ausgesandt und auf allen ihren Computern installiert haben. Algorithmen sind die wahren Herrscher des Planeten.

Ein Algorithmus entscheidet beispielsweise darüber, wann wir vor Hagel gewarnt werden, wann wir Winterreifen brauchen und wann wir vom Finanzamt Post bekommen. Algorithmen entscheiden, wie oft wir zum Zahnarzt müssen, wo die Autobahn verbreitert wird, wann die nächste EU-Norm kommt, und wann wir Atombomben auf Russland schmeissen müssen. Oder auf China oder Österreich. Und wie und wann sie gezündet werden. Algorithmen entscheiden, ob man über Herne oder Kapstadt fährt, wenn man frische Brötchen kaufen will. Und Algorithmen entscheiden, ob wir in der Kurve bremsen dürfen oder nicht, und mit welchem Rad.

Algorithmen entscheiden permanent für uns, und das millionenfach in der Sekunde. Sie entscheiden für uns, ohne dass wir es wissen. Algorithmen entscheiden über uns. Algorithmen sortieren unsere Gedanken, bevor wir sie haben. Und sie berichten dann der NSA darüber. In deren Labors dann wieder Algorithmen entscheiden, wann welche Atombomben zu schmeißen sind. Für jemanden, dessen Namen und Wirkungsweise wir nicht mal kennen, ist das eine Menge Kompetenz.

Stellt sich die Frage: Wie funktioniert ein Algorithmus eigentlich? Nehmen wir die gängigste Definition, dass Algorithmen Probleme schrittweise lösen, dann bietet sich auch gleich das gängigste Beispiel dafür an: das Labyrinth. Auch ein Wort mit komplexer T-H--R-ohneH-Kombination. Wenn man aus dem Labyrinth heraus will, bietet sich die rechte-Hand-Regel an. Man legt die rechte Hand an die rechte Wand und geht. Am besten mit einem Stück Kohle in der Hand, um die Wand zu markieren für den Fall, dass man um Säulen oder geschlossene Innenräume herum geht. Das erkennt man dann daran, dass man an seiner Kohlezeichnung ankommt. Wenn man an dem eigenen Graffito ankommt, wechselt man genau einmal die Richtung und nimmt die nächste linke Tür. Das wiederholt sich bis zum Ausgang.

Probiert das mal im Deutschen Museum! Macht einen Riesenspaß. Vor allem den Putzkolonnen. Aber es funktioniert. Angeblich. In einem zweidimensionalen Labyrinth. So wie zum Beispiel in unserem Straßensystem. Dass hier von einem Labyrinth die Rede ist, wird jeder verstehen, der schon einmal vor einer Baustele stand und die Ansage hörte: Bitte wenden Sie jetzt oder fahren Sie 20.000 km geradeaus.

Sie haben Ihr Ziel erreicht, diese Algorithmen, und das ganz herkömmlich: die Weltherrschaft. Ein Algorithmus, wenn man es genau betrachtet, ist unglaublich dumm. Algorithmen sind Golems, die nichts anderes tun, als mit purer (gigantischer) Rechenkraft Probleme einfach totzuschlagen.

Problem: Wie kriegt man eine Flasche auf?
Lösung: Probiere alles aus, was man damit machen kann, und sage mir am Ende, was mit geringstem Aufwand zum Ziel geführt hätte.
Ergebnis: 50.000 volle Glascontainer, Millionen Liter Sprudelwasser, Tote und Verletzte und ein Zettel Papier mit der Nachricht: Schraubverschluss aufdrehen.
DAS ist ein Algorithmus.

Man kann Algorithmen ihrer Dummheit nach sortieren. Man braucht nur einen Algorithmus dazu. Einen Algorithmus nennt man dümmer als einen anderen, wenn er in dem anderen als Spezialfall enthalten ist. Oder umgekehrt, denn es sind gerade die Spezialfälle, die dem Algorithmus die Arbeit erleichtern. Beispiel: berechne alle Routen, die per Rad von A nach B führen und wähle die gefahrloseste. Spezialfall: A ist Aachen und B ist Bornholm.

Algorithmen sind also keine Atome. Sie lassen sich ordnen, unterscheiden, zergliedern. Es gibt zum Beispiel welche, die heißen Bubblesort, Multisort, Dijkstra, Tiefensuche, und manche sind in ihrer Effizienz und Simplizität geradezu elegant. Denn sie repräsentieren den Wunsch des Menschen, komplexe Probleme von dümmsten Maschinen lösen zu lassen. Auf diese Weise muss man es nicht selber tun. Dass wir übrigens Algorithmen überhaupt haben, IST ein Algorithmus. Der Mensch neigt nämlich dazu, Probleme zu delegieren, weil das bequemer ist, als sie selber zu lösen.

Der Chefalgorithmus könnte zum Beispiel lauten: zergliedere eine Aufgabe so, dass du selbst keinen Teil der Lösung erarbeiten musst, alle Mitarbeiter gerade so nicht mit ihren Teilproblemen überfordert sind, und jeder am Ende denkt, du hättest die Arbeit alleine erledigt. Der Mitarbeiteralgorithmus dazu lautet dann: Wende den Chefalgorithmus auf dein Teilproblem und deine untergebenen Mitarbeiter an. Und der untergebenste Mitarbeiteralgorithmus lautet: Beschwer dich nicht! Problem gelöst.

So funktioniert ein Finanzamt. So funktioniert die Zentralbank. So funktioniert Weltwirtschaft und so funktioniert Ehe und Familie.

Wie also hat der HERR die Welt geschaffen? Er schied oben und unten. Dann wies er jedem seinen Platz an - Fressen und Gefressenwerden. Dann formulierte er das Ziel - Evolution. Und jetzt handeln wir danach. Und weil wir nach seinem Ebenbild erschaffen wurden, tun wir es genauso. Wir schaffen uns Untergebene (Oben und Unten), weisen Aufgaben an und formulieren das Ziel: Entwicklung. Unsere Untergebenen (nein, nicht dritte Welt) wären dann die Algorithmen und die tun, was sie wollen, solange sie uns nicht stören. Vor allem evolutionieren sie.

Wie hieß der Araber noch, der damit angefangen hat? Nein, nicht Gott, irgendwie anders. Al-Chwarizmi?? Well done, Big Al!!