The Shipping Weight Mystery

Sir Walter Raleigh, die englische Version des Kolumbus, scheint ein echter Tausendsassa gewesen zu sein. In Paul Auster / Wayne Wangs 'Smoke' berichtet Paul Benjamin, der schreibblockierte Schriftsteller, von Raleighs Experiment, den Rauch einer Zigarette zu wiegen. Er legt zuerst die Zigarette auf die Waage, dann nach dem Rauchen die Überreste und schließt aus der Differenz auf das Gewicht des Rauchs.

Auf die gleiche Weise könnte man auch den Rüssel eines Elefanten wiegen, ohne ihn zu erlegen. Man wöge erst den Elefanten mit Rüssel, dann ein etwa gleich großes Rhinozeros ohne, und die Differenz wäre – naja, nicht ganz: Rüssel UND Stoßzähne, denn das Rüsselroß hat ja auch keine solchen Zinken im Gesicht. Noch dramatischer wird es, wenn man das Gewicht der Reisegruppe im Korb eines Fesselballons messen wollte. Man wöge den Ballon, wenn er noch verpackt in der Garage stünde, danach dann das ganze Dings mit Besatzung kurz vor dem Abheben und – autsch, die Reisegruppe hätte dramatisches Untergewicht. Rein rechnerisch sogar ein sattes Minus. Je nach Zeitpunkt aber sowas von ganz genau dem Eigengewicht des Transportmittels, dass ein findiger Gelehrter daraus schließen könnte, Reisegruppen müssten beim Start prinzipiell so schwer sein wie ihr Ballon. Da wird die Sache dann rund.

Oder sie platzt.Nichts wiegt nichts Die heutige Chemie kann einem den Rauch einer Zigarette bis auf das Mol genau wiegen, allerdings auch nicht hundertprozentig erklären, warum Sir Walter das 'El Dorado' nie fand, das er mit seinem Schiff südlich des Äquators so intensiv erforscht hat. Ähnlich wie des anderen britischen Schlaumeiers, Oscar Wilde, dienten wohl seine Aphorismen hauptsächlich dem Zeitvertreib zwischen zwei Zügen an der Pfeife oder Schlucken aus dem Tumbler. Man reist ja heute nicht mehr mit dem Ballon. Auch nicht als Freibeuter in goldreiche Regionen. Dafür informiert die Wissenschaft uns, dass im Rauch einer Zigarette Plutonium nachweisbar ist. Ein Rohstoff, der es wahrlich in sich hat. Nebenbei auch ziemlich schwer [~wiegend]. Akademische Frage an Sir Walter: bei wie vielen Schachteln liegt die kritische Masse?

Ein weiteres Wäge-Ass der Wissenschaftsgeschichte war Duncan MacDougall, der begnadete Arzt, der Patienten vor und nach dem Sterben wog und aus der Differenz das Gewicht der Seele zu etwa 21 Gramm bestimmte. Hunde wog er auch – tot und lebend – und konnte so en passent nachweisen, dass Hunde keine messbare Seele haben. Naja, also eigentlich war es ja Elisabeth, die die Raucherwette ins Leben rief. Ähnlich wie Friedrich II dieses unselige Experiment zur Ursprache unternahm, indem er Kinder stumm aufziehen liess. Manche Experimente bringen die Menschheit nicht unbedingt weiter. Ob die Kinder tatsächlich an seelischer Verwahrlosung gestorben sind* * pro Kopf 21 Gramm Untergewicht, weil ihnen Gelegenheit fehlte, sich Seele einhauchen zu lassen? Eines der großen ungeklärten Rätsel des Universums.

Ich habe mich mal mit dem Phänomen befasst, warum google meine Bücher im amazon-Katalog so gern fremdsprachlich listet: Roger M. Fiedler, tedesco, libros extranjeros en alemán, get the authors novel at low price in german. Ungeklärt. Aber wirklich funny ist, dass der Leser über den Roman so gut wie nichts erfährt, außer: dem Shipping Weight. Ungeheuer wichtig, was so ein Roman wiegt. Vor und nach dem Lesen - vor allem aber WÄHREND dessen. Wenn man jetzt nur noch wüsste, wie viel 8.5 Ounces in Zigaretten sind oder in Elefantenrüsseln? Na, machen wir es so: Kindles Reader auf die Waage, Fiedlers Roman drauf geladen, Differenz ist ...

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... na, gut ich will mal nicht so sein: die Auflösung?