3. Advent

Samstag. Im Dorf schleicht ein Kerl um die Häuser und liest die Stromzähler ab. Der Mann macht sich die Sitte der Stadtwerke zunutze, gegen Jahresende den Verbrauch zu bestimmen, die Gutgläubigkeit der älteren Herrschaften, die sich keine Ausweise zeigen lassen. Der Zweck: aggressiv Kunden abzuwerben. Er hat keinen Auftrag vom Anbieter, ist auf Kundenfang.

Der Werber ist nicht unbedingt ein Gauner. Es ist einfach die Zeit, die diese Akquise verlangt. Alternativ könnte der Mann auch Pakete ausfahren oder Überbrückungskredite anpreisen. Arbeit, die nutzt, lohnt nicht mehr. Würde dem Werktätigen sogar schaden. Finanziell und steuerrechtlich. Beim Ein-Euro-Chinesen wird all das abgefeiert, was sich früher Einzelhandel und Handwerk nannte. Da liegen Meisenknödel neben Liebesromanen und LED-Glitzerkram - made in Fernost.

Zwischen den Gängen quengelt Kevin die Mama an, die die ⟩Schnauze voll⟨ hat und einen unappetitlichen Streit mit ihrem Freund/Mann hinlegt. 1 Euro, 1 Euro, 1 Euro. Billiger geht’s nicht. Draußen Nebel, Dunst und Schmutzbrühe auf dem Asphalt. Der Parkplatz voll, und hinter beschlagenen Scheiben drängeln sich die Fahrzeuginsassen im Getümmel auf der Suche nach einem kleinen Auffahrunfall.

Der Weihnachtsbaumhandel immerhin floriert, weil wir es wenigstens schön grün haben wollen. Ansonsten Trübnis, wohin man blickt. Irgendwo wird ein Glascontainer geleert, denn bald wird er wieder voll sein. Ist das Weihnachten?