ALLöF WIRD GUT - Rauch

Mein neuer Freund schnippt sich eine Zigarette an, weil er offensichtlich mein physisch-linguistisches Problem aus ähnlich gelagerten Fällen kennt. Die Situation als solche ist ihm offensichtlich nicht neu. Bei genauerer Betrachtung lässt sich sogar eine gewisse Routine erkennen, etwas wie Überdruss angesichts der Tatsache, dass jeder, der auf meinem Stuhl sitzt, die Dinge auf die ewig gleiche Weise unnötig verkompliziert. Indem er sich für einen anderen ausgibt zum Beispiel. Man hat mir den Schädel rasiert.
Intelligent, wie ich aussehe, schlägt er mir vor, den unangenehmen Teil der Sache zu überschlagen und schiebt mir die Zigarette in den Mund. Ich rauche für gewöhnlich nicht, aber um guten Willen zu zeigen, sauge ich an dem Docht, damit unsere Unterredung einen entspannteren Verlauf nehmen kann. ALLöF WIRD GUT ...
... auch das mit den Zähnen:

Sie lesen hier
den Roman in Episoden

Premiumleser wissen mehr: hier für 9,99€ das Taschenbuch
Es ist eine Marlboro Light, ich denke, dass der Mann kaputte Herzkranzgefässe hat. Er wurde von seinem Arzt ermahnt und von seiner Frau, aber er kann es nicht lassen. Jetzt ist er auf die milden umgestiegen. Der Ring an seinem Finger fehlt. Im Dienst kein Schmuck. Er trägt stattdessen einen blassen Abdruck, Zeugnis treuer Jahrzehnte, die seit der Hochzeit ins Land gegangen sind. Wahrscheinlich zwei Kinder, die aufs College müssen.
Die Haltung des Hühnen verrät, dass er seinen Job ernst nimmt und von dem überzeugt ist, was er tut. Im linken Auge ist der Glaskörper an einer Stelle von einem dunklen Fleck getrübt, den ein Splitter verursacht haben könnte. Man hat den Mann auf eigenen Wunsch aus medizinischen Gründen aus dem aktiven Dienst zu den Special Forces versetzt, wenn ich aufgrund meiner Fernsehbildung eine Einschätzung abgeben sollte. Ein Sanguiniker, dessen gestörte Psyche von übermächtiger Disziplin im Zaum gehalten wird wie sein in der Etappe sich entwickelnder Bauch von einem zu eng geschnallten Koppel. Ich könnte ihn fragen, ob er keine richtigen Zigaretten hat, aber das wäre wahrscheinlich mein Ende.
Während ich mich so vertrauensvoll seinem Frieden spendenden Tabak hingebe, schleicht sich die Arbeit doch noch in unser Gespräch in Form einiger heimtückischer Fragen, die wahrscheinlich bis auf den Wortlaut im Diensthandbuch für Verhörtechnik vorgetextet sind. Er will wissen, ob ich in der Weltgeschichte Vorbilder hätte, und statt ihm den Gefallen zu tun und Al-Aksa zu brüllen oder George Bush, sage ich: »Fidel Castro. Der hatte guten Tabak.«

-- Fortsetzung folgt -- Anfang hier --