ALLöF WIRD GUT - Der Stier

Man muss ein Snob sein, den Genius hauptberuflicher Psychopathen zu unterschätzen, die Ausdauer sexuell Gestörter und die Ressourcen der organisierten Inquisition. Den Hüftschuss im Schiffscontainer als tragisch gescheiterten Bluff abheftend wie die Folterdrohung jenes Frankfurter Polizisten, die sich unversehens in einen politischen Querschläger verwandelt hat, gebe ich der amerikanischen Folkloregruppe einen Vormittag, bis ihnen die eigene Scheiße in den Ventilator fliegt. Und dann dürfen sie selbst in Wisconsin Gefängnisflure putzen. Wie gesagt, ist die Naivität ein treues Erbe der Masochisten, die sich die mieseste Pointe gern bis zu allerletzt aufsparen. Es brauchte dreißig Jahre, um mein blindes Vertrauen in die spirituelle Überlegenheit moralischen Handelns gegenüber den dumpfen Affekten zu erschüttern, die beispielsweise einen spanischen Kampfstier mit Andacht und Freude in die Klinge rennen lässt. Ich denke, ich sollte doch mal mit dem Halbfettraucher reden. Vielleicht sieht er seinen Fehler ja ein.
Parallelität der Ereignisse: Jeder tote Stier beweist dem Menschen, dass aller Scharfsinn den Matador nicht zu den Göttern erhebt, sondern nur zum Besten unter den Metzgern. ALLöF WIRD GUT ...
... auch das mit den Zähnen:

Sie lesen hier
den Roman in Episoden

Premiumleser wissen mehr: hier für 9,99€ das Taschenbuch
Aber all der Scharfsinn des Stiers bewahrt ihn umgekehrt nicht vor dem Irrtum, sein Schlächter könnte diese Wahrheit eines Tages begreifen. Ehrlichkeit hat keinen Sinn. Vor allem zu sich selbst. Tödlich ist die Selbsterkenntnis. In der Realität ist moralisches Handeln und Denken nur Müßiggang auf einer Urlaubsinsel, die kein Mensch jemals betreten hat. Sonst wäre er nicht Mensch. Und so viele Stiere gibt es in ganz Europa nicht, dass die drei amerikanischen Ochsen ihre heilige Mission jemals in Frage stellen würden. Oder die Vorgesetzten, die an die Sendung der Folter-Apostel unverbrüchlich glauben. Ein toter Stier ist schließlich und endlich vor allem eins, nämlich tot.
Ich vertraue dennoch fest auf meine Idee, dass die Zeit diesmal auf meiner Seite ist und dass mein Teammitglied zum Aufwärmen schon erwartungsfreudig am Spielfeldrand einen Riesenschläger schwingt. Die tickende Uhr. Der Stuss in meinem von Halluzinogenen gerührten Quarkschädel. Die Zeit tickt für mich. Wahrscheinlich hat mich diese Aussicht vor dem demütigenden Schicksal bewahrt, unter fremdem Namen am Rande eines unbekannten Gewässers in embryonaler Haltung mit tauben Gliedmaßen am zitternden Leib unter den Augen eines nikotinreduzierten KZ-Aufsehers an der eigenen Kotze zu ersticken.
Alles umsonst.

-- Fortsetzung folgt -- Anfang hier --