ALLöF WIRD GUT - Speeddating

Am nächsten Morgen schließt mir ein Küster auf und bietet mir statt einem heißen Kaffee die Frage an, was das denn hier bitteschön soll. Gute Frage, die ich nur zurück geben kann. Mit der Bitte um Weiterleitung an den obersten Chef. Ich bin mehr und mehr überrascht vom Durchhaltevermögen eines menschlichen Körpers. Wenn man sich selbst nur mal so richtig auf den Prüfstand stellt, erkennt man erst, welche Reserven die Verzweiflung aktivieren kann.
Die letzten Kilometer halte ich für einen Klacks. Meine Güte, in Afrika würde dafür niemand sein Kamel beladen. Zu Mittag könnte ich gemach in meiner Wohnung sein, falls mich keiner mitnimmt. Trotzdem halte ich ab Troisdorf Spich den Daumen raus, um meine Chancen aufzubessern. Als hätte ich es eilig.

Und ich habe Glück. Eine Zahnarzthelferin liest mich von der Straße auf und lässt mich auf ihrem Beifahrersitz hocken. ALLöF WIRD GUT ...
... auch das mit den Zähnen:

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den Roman in Episoden

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Sie erzählt mir auf Anhieb alles aus ihrem Leben, das sie sonst keinem erzählt, weshalb ich meine Scheu überwinde und ihr so im großen und ganzen umreiße, was mich um diese Tageszeit auf diese Straße treibt. Alles das, was mir nachts in der Kapelle durch den Kopf ging, erzähle ich ihr. Mal abgesehen von ein oder zwei nebensächlichen Details rund um Sex und Drugs und Rock’n Roll, die ich auch Maria taktvoll verschwiegen hatte. Und Afrika und Film und Fernsehen, Tellerwäscher, Millionäre und Propheten.
Die Zahnarzthelferin hört aufmerksam zu und lacht göttliche Funken, während Mikimausmusik aus ihren Ohren dringt. Als wir in Hennef sind, zupft sie die Earphones aus ihren Ohren und strahlt mich an: »Hai, ich bin Jasmine. War schön mit dir. Wie heißt du
So ähnlich habe ich mir immer einen One-Night-Stand vorgestellt, wenn ich in der Cosmopolitan darüber las. Als hätte man aus Langeweile auf iTunes einen Song gratis geladen, der unbemerkt auf dem Computer läuft, während man duscht. Was nicht stört, bereichert das Leben. Ich sage ihr, ich sei Helmut Kohl und kürzlich verstorben. »Great!« antwortet sie entzückt. Und dann macht sie mir ein Zeichen, als hätte sie mich gerade am Rande einer Talentshow entdeckt, und würde gleich als nächstes mit ihrem Agenten über mich sprechen. Ich denke, jetzt steht meiner Zukunft nichts mehr im Weg.

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