ALLöF WIRD GUT - hall of fame

Ich blicke mich verstohlen in der Nachbarschaft um, der Bunsenbrenner zeigt mir die verspiegelte Seite seiner Schweißerbrille und hebt zum Gruß lässig den linken Handschuh hoch. Lächeln geht nicht bei dem Grad an Konzentration, den der Zen-Meister an seinem heißen Besen erreicht hat. Kein Verlust. Ich muss mit aller Kraft gegen das Türblatt drücken, um mich hineinzwängen zu können. Der Grund: Zeitung nicht abbestellt. Dann fällt die Klappe und ich kann mich nicht entscheiden, zuerst in Tränen auszubrechen, danach ins Bett und dann den Kaffee oder eine praktischere Reihenfolge zu wählen. Dusche wäre insgesamt nun auch nicht schlecht. Und ein Telefonat mit Hana Kattrin zum neuesten Stand der Dinge. Und saubere Klamotten. Und ein Bier.
???? kauf’ dich eins!
Je kälter, desto besser.
Tatsächlich rutsche ich wie der hungrige Esel zwischen den gefüllten Futterkrippen mit meinem Hintern die Wand runter und sacke mit dem Kinn zwischen meine Knie, wo sich in einem langen Seufzer meine Lunge entleert. Jack Nicholson am Ende von ⟩Once Upon a Time in America⟨ hat mich ein Lächeln gelehrt, das man keinem Jugendlichen zeigen dürfte, und besser auch nicht in den Spiegel strahlt, wenn am Waschbeckenrand ein Rasiermesser liegt. Es ist die Fratze des Teufels.
Die Schlagzeile, auf die wie zufällig mein Blick fällt, beschäftigt sich mit der ⟩V-Mann-Affaire⟨. Sagen wir ruhig, mit der aktuellen, denn wir haben ja in Deutschland nicht umsonst ein eigenes Wort dafür. Diesmal ist es ein Erwerbsloser aus Essen, der im Raum Neuwied sein Doppelleben lebte. ⟩V-Mann Eddy⟨, der Informant der Polizei, arbeitete für NRW und RLP, lieferte stapelweise erfundenes Material und kassierte so bei beiden Behörden ab. Die Behörden verhökerten an den Nachrichtendienst und der an befreundete Auslandsorgane. An Boni und Sonderzahlungen sei so eine sechsstellige Summe versickert. Der Hartz-IV-Empfänger sagt aus, er habe den Schlapphüten nur das erzählt, was sie hätten hören wollen. Meistens seien sie mit fertigen Geschichten zu ihm gekommen. Er habe nur genickt, und das Geld eingestrichen. Sie seien ganz geil auf den Scheiß gewesen. Ein Sprecher der Polizei bescheinigt dem Täter lebhafte Phantasie und spricht im Detail von maßloser Übertreibung.

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