Pareto

Sie sagt, diese Zeit31.12.2014 sei prädestiniert, Bilanzen zu ziehen. Bei Wikipedia kann man das Filmjahr, das Musikjahr, das Literaturjahr, das Rundfunkjahr, das Sportjahr und den 2014er Nekrolog abrufen, Spezialstatistiken wie das Flugunglücksjahr 2014 liefern andere Anbieter nach. Dort kann man dann lesen, dass es ca. 1.000 tote Passagiere gab, Rekord seit 2005.

Ich selbst gehöre zu den Überlebenden dieses Jahres 2014, das ist schon mal positiv. Für mich. Für andere vielleicht weniger; davon erfährt man ja selten im direkten Kontakt, wie geschätzt die eigene Anwesenheit auf diesem Planeten ist. Wäre es anders, würden vielleicht viel mehr Menschen rücksichtsvoll zu Schlaftabletten greifen. Und die Zurückgebliebenen wären in diesem Falle die Hinterbliebenen. Häufig ist es ja leider so, dass im Gegenteil gerade diejenigen von uns gehen, die wir gerne bei uns behalten hätten, aber auch das kann man nicht steuern. Wie so vieles.

Ich habe hier mal über mich im Internet nachgedacht und Bilanz gezogen zum Strandlesebuch, dieser Seite, facebook und amazon, sowie eigenen marginalen Webpräsenzen. Das Strandlesebuch ist 418 Tage im Netz, erfuhr 2.260 Ausleihen insgesamt, davon 121 durch registrierte Nutzer, 1.732 Zugriffe auf das Inhaltsverzeichnis, vorwiegend vermutlich durch Suchmaschinen. Man kann davon ausgehen, dass etwa jeden Tag durchschnittlich jemand 'human' wirklich was davon gelesen hat. Immerhin.

Diese Seite hier erfährt durchschnittlich ca. 50 Aufrufe pro Tag durch echte Leser, davon etwa die Hälfte im aktuellen Artikel, viele sequentielle Weiterleser, einige verirren sich in die Buchbeschreibungen oder lesen persönliche Randinformationen, themenabhängig werden diese Artikel hier in den ersten drei Tagen 10-100 Mal gelesen, insgesamt schätzungsweise pro Jahr 50-200 Mal. Da die Seite (vor allem das notizblog hier) erst seit übern Daumen einem halben Jahr läuft, rennt sie also ganz gut und erfreut mich und meine Leser einer exquisiten - möchte ich mal sagen - Beliebtheit, wie man sie in fan-Foren gerne züchten würde; hat wohl auch mit Langeweile und gleich gelagerten Interessen unter Freunden zu tun.

Zu Werbungszwecken taugt die Internetpräsenz nach meiner Einschätzung ganz und gar nicht. Es sind (bisher) keine Korrelationen zwischen Seitenaufrufen und Buchverkäufen feststellbar. Sollte also jemand auf der Suche nach einer effizienten Marketing-Strategie sein, tja ... emm: vielleicht Social-Media?

facebook-Präsenz hilft sicher, aktuelle Informationen rund um Literatur schnell aufzunehmen und zu diskutieren, informiert auch gut über das kollegiale Schaffen vor allem besser situierter Autoren, taugt allerdings aus passiver Sicht kaum zur Präsentation eigener Werke. Mein eigenes Leseverhalten wird kaum beeinflusst durch Eigenwerbung von Kollegen. Vor allem die fire-and-forget-Medien eMail, social-media, blogmarketing reizen eher Trockengemüse auf den Plan; sprich: man fühlt sich zugespamt.

Als Leser greife ich persönlich gerne immer wieder auf Hinweise befreundeter Kritiker zurück, die (auch klassische) Werke vorstellen und in den passenden Rahmen setzen. Ausgezeichnet funktioniert breitenwirksame Besprechung von Literatur in den Medien Fernsehen, Rundfunk, Printzeitung, aber auch auf einschlägig bekannten Plattformen sehr gut wie krimicouch.de ...

Amazon als Bookseller No 1 stellt bereits nativ eine Reihe von Hilfsmitteln für das Marketing der eigenen Titel bereit. Wenn jemand sich in Szene setzen will, dort findet er das Werkzeug. Ich will auf das Pareto-Prinzip hinaus.

Pareto (1848-1923) untersuchte die Landverteilung in Italien und bekam jenes magische Zahlenpaar heraus, das seither auf nahezu alle soziokulturellen Erscheinungen erfolgreich übertragen worden ist, 80-20. 20% der Bevölkerung besitzen 80% des Bodens. 20% der Autofahrer verursachen 80% aller Unfälle, 20% des Arbeitsaufwandes erzeugen 80% des Ergebnisses. Und dann kommt der mühsame Rest. 20% dieses Satzes tragen 80% der Information. Nur die 80% Schale zu entfernen, um 20% Substanz zu ernten, ist nicht ganz leicht. 4/5 der bei mir eingegangenen eMail-Nachrichten, würde ich schätzen, könnte man unbesehen in den Müll verschieben. Aber für das eine Fünftel muss man den Rest eben auch durchchecken.

Ich würde mal sagen, 80% vom Pareto sind mit dem letzten Jahr vorbei, wir erwarten jetzt die restlichen Zwanzig. Prost!!