nix make selbs

Der Tip: Wenn man mit einem Bike eine größere Tour machen will, sollte man verschiedene Kleinigkeiten handwerklich selbst beherrschen. Wartungsarbeiten wie Ölwechsel zum Beispiel. Gar nicht so einfach, nur den Ölstand richtig einzupegeln. Die Bedienungsanleitung gibt zu wenig dazu her.

Trockensumpfschmierung ist heikel. Kann man leicht überölen. Dann saugt der Motor über die Entlüftung Motoröl in den Luftfilter, verschluckt sich an dem Schmiermittel und ruiniert seine Ventile, Nockenwelle, Zündkerze. Alles leicht verursacht, wenn man den Peilstab bei kaltem Motor prüft und dann vor lauter Schreck: TROCKEN! zur Kanne greift.

Weitere kleinere Eingriffe in den Straßenverkehr: Gabeldichtringe wechseln. Vertragswerkstatt nimmt 259 Euro, Louis 12. für die Simmerringe und noch mal 10 fürs Öl. Einbauen muss man selber. Und ausbauen. Gesagt, getan, doch sollte man vorher erst einmal was leichteres üben. Einfach so, um ein Gefühl zu bekommen, wie sich ein Schraubenschlüssel am Bike macht. Und der Schweiß auf der Stirn im Fehlerfall.

Bremsen. Die kann man mal zur Probe neu belegen. Wenns nicht geklappt hat, kommt prompt die Rückmeldung, und man wird nie wieder an der Kiste schrauben. Bremsen haben was endgültiges. Allerdings haben die Ingenieure da schon so gute Vorarbeit geleistet, dass man nun wirklich kein Genie sein muss, um damit klar zu kommen. Ob so etwas nicht besser in Fachhände gehört, steht auf einem anderen Blatt. Splint raus, Bolzen raus, Brembos runter, Zylinder mit Hand zrück drücken, umgekehrter Einbau, fertig.

Jetzt ist der Mutichmann Schrauber genügend motiviert, um seine Gabel zu zerlegen. Mal so gesagt: ist ne Frage der Sorgfalt, Ruhe und geeigneten Werkzeugs. Drehmomentschlüssel kann hier stellvertretend stehen für alles Gemurkse und Gezeter, das ein ansehnliches Zweirad in Müll verwandelt, wenn man dem Rat der Anleitungen nicht folgt - oder die falschen Räte nicht genügend missachtet.

So zum Beispiel das Werkstattbuch aus dem Motorbuchverlag. Brrr. Da treibt jemand einen Simmerring mit dem Schraubenzieher ein. Genauso gut könnte man mit einem Armycolt drauf schießen. Aber dem Rat muss man und kann man kaum folgen, weil der Autor parallel drei verschiedene Baureihen von einem Motorrad in unterschiedlichen Bauserien je nach Alter abhandelt. Ein Sudoku lösen heißt weniger Kombinationsarbeit leisten als dem Anweisungsstrang fürs eigene Modell zu folgen.

Man muss dafür auch weniger blättern. Was mit Öl an den Händen leicht klebrig wird. Also ein Eintreiber von Louis für ca. 20 Euro und man ist im Werkzeugkasten so gut ausgestattet, wie ein Profi das wäre, hätte er keinen Schraubenzieher zur Hand. Bei der Reparatur, wenn man sie in Ruhe zu einer Tasse Kaffee genießt, wird man auch alle Werkstattstunden rekonstruieren können, die außerhalb der Marke, also eben nicht in der Fach-Werkstatt absolviert worden sind. Unterschiedliches Gabelöl, durchgenudelte Schrauben, falsche Dichtringe, Anzugsmomente freihand nach Rohrlänge (nach fest kommt lose).

Am Ende stimmts. Dann ist alles wieder glatt und dicht und fest und sauber. Vor allem auch das Öl aus dem Luftfilter, die Befestigung befestigt, lose Schrauben gefunden und es klappert nix mehr. Die Probefahrt beweist: das Teil ist echt schön zu fahren, wenn es nicht vorher vermurkst worden ist. Anders herum wundert man sich, wie man das Ding vorher halbwegs sicher auf der Straße halten konnte. Und welche Fachwerkstatt da schon mit dem Lehrling dran war.

Aber die Überraschung der Probefahrt kommt erst noch. Um ein Haar hätts den Schrauber umgebracht. Aber was? Ein Traktorfahrer, der seinen Heuwender nicht eingeklappt hat und aus Zeitersparnis auch nicht ausweicht, wenn ihm auf den drei Metern Straße Zweiradfahrer entgegen kommen. Ob der Mann überhaupt jemals erfahren wird, dass die Sache gerade noch so gut gegangen ist?

Und überhaupt: welche Sache? Na, das Ausweichmanöver mit Vollbremsung und nicht befahrbarer Bankette. Bremsen gehen jedenfalls, Lenkung, Federweg und -gabel, Rad steckt sicher in seinem Lager und wenn auch der Kopf verloren gegangen wäre, die Maschine liefe eins-a weiter.