Pseudo

Es ist verrückt. Gerade ruft mich die Agency an, National Security. Sie sind auf der Suche nach potentiellen Doppelgängern für die nächste Präsidentschaft. Qualifikation: man muss Englisch sprechen. Ich spreche Englisch. So wie Hercule Poirot Chinesisch spricht. Etwa. Sie sind der Meinung, das reicht. Gut.

Ad zwei: man muss dem Kandidaten ähnlich sehen. Ich sehe ihm so ähnlich wie Angela Merkel. Dabei fällt mir auf, dass Trump und Merkel tatsächlich eine gewisse physische Ähnlichkeit aufweisen. Verglichen, meine ich, mit mir. Auch mein Bewegungsapparat ... hm, seit diesem Bandscheibenvorfall ... wie auch immer, ich bin drin. Einer von etwa siebzig Doppelgängern. National Nummer zwo, falls ich den Merkel-Job auch übernehme.

Obama hatte angeblich drei. Stellvertreter. Einer lebt wieder oder immer noch im Kongo. Der andere saß ne Zeit lang im Gefängnis und dann der UNO vor. Ich persönlich habe wenig Erfahrung. Das ganze lief über eine Agentur. Habe mich also mit Winters kurzgeschlossen. Winters ist das lokale Elvis-Double. Es gibt angeblich zehn Millionen Elvis-Double weltweit. Über eine Million sollen Chinesen sein. Die Konkurrenz im Elvis-Sektor ist somit ziemlich groß. Den echten Elvis wird sicher niemand mehr finden.

Die beiden Obama-Doubles hatten es vergleichsweise leicht. Auch Reagens hatte leichtes Spiel. Der kam nur einmal zum Einsatz. Es gab auch nur einen. Clinton hatte einen Fußdouble. So nannten sie den Mann, der die Marathons für ihn zu laufen hatte. Haha, ich weiß, was Sie denken! Clintons Fußdouble übrigens soll sich mal in Bonn am Petersberg ein Bein gebrochen haben. Man machte noch Witze darüber, ob Gorbatschow nicht seine Stirn im Spiel gehabt hätte. Ach, was. Passt schon rein zeitlich nicht zusammen.

Überschneidungen sind heikel: Die deutsche Synchronstimme von Kevin Costner, Pierce Brosnan, Al Pacino UND Christopher Walken ist ein und diesselbe Person. Interessenhalber frage ich: Was geschieht, wenn alle vier in einem Spielfilm auftreten? Ich erkundige mich also schon sicherheitshalber, ob ich den neuen Präsidenten UND die Kanzlerin zur selben Zeit doubeln muss. Meine, wie komme ich klar, wenn ich auf einem G8 auf mich selber treffe? Das übliche Prozedere bei Einstellungsgesprächen. Kommt nicht vor, heißt es. Trump wird nicht mit Frauen über Politik reden.

Das überzeugt. Darauf kann man sich verlassen. Glaubwürdiges Dementi, denke ich. Muß ich auch noch lernen. Ich würde schon mit Frauen über Politik reden, sage ich. Wenn ich also eine Frau double, wären das mitunter Selbstgespräche. Aber ich bin ja keine Frau. Angela, sagt die NSA, auch nicht. Da bin ich nun wieder völlig konfus. Was wissen denn die? Nur das, was sie aus der BILD-Zeitung lesen, oder ist das irgendein Abhörscheiß?

Ich sage also einfach mal so ins Blaue hinein zu. Man hat mich daraufhin gefragt, ob ich mir gleich als Einstand mal eine Antrittsrede vor den beiden Kammern vorstellen kann. Naja, ich habe ja das Manuskript der Neujahrsansprache von einem anderen Job. Stelle fest, das passt. Irgendwie. Jetzt mache ich mir hier also über Weihnachten den Appel heiß, um die Geschäfte der World-Leader kurzfristig übernehmen zu können, und zack, ruft mich eine Freundin an und sagt: das war alles nur ein Scherz. Kann man sich so etwas vorstellen?

Um mir keine Blöße zu geben, behaupte ich, die Sache mit dem Trump hätte ich eh nie geglaubt.