Keine Probleme gibt es nie

Unten am Flüsschen hat man die kleine Brücke gesperrt. Ewigkeiten von Planungen und Vorbereitungen im Straßenbau waren nötig, um diese Maßname umzusetzen. Jetzt ist die gesamte Straße dicht, und weil man anders praktisch nicht ans andere Ufer kommt, wird großzügig umgeleitet. Das merkt man auch zwei Täler weiter. Da verlängert sich die Umleitung quasi ins Nichts. Dort unten steht das Pony auf der Straße. Inzwischen ist es eingefangen, zurück gegeben und freut sich der Ausflüge, die kleine Mädchen gern in die Umgebung machen - unterm Sattel. An diesem Nachmittag stand es einfach so auf dem Asphalt herum wie ein vergessenes Straßenschild. Und die Autofahrer nahmen es genauso gelassen. Sie umkurvten das Hindernis und kümmerten sich nicht weiter um die Sache. Das Pony war allerdings ziemlich aufgedreht von seinem Freigang und wechselte die Strategie, Straßenseite, von Wiese zu Wiese und hektisch zwischen Zäunen durch. Angeblich ist jeder Tierhalter verpflichtet, jeden Tag seine Zäune zu kontrollieren, denn wenn es ein Pony auf eine Durchgangsstraße schafft, bleibt es selten bei Bagatellen. Versichert ist da wohl hauptsächlich die Kulanz. Naja, zum Einfangen brauchten wir: zwei Personen, einen Futtereimer, einen Führstrick. Die zweite Person (Adina) lernte ich zufällig bei der Sache kennen (nettes Mädchen), und sie hatte die nötigen Zutaten im Kofferraum. Am Ende hatten wir den Ausreißer am Seil. Und dann. Wussten wir nicht, wohin damit. Der Pferdehalter weiß nicht Bescheid. Die anderen Verkehrsteilnehmer haben keine Ahnung und kennen die Tiere nicht. Die alarmierte Polizei macht hauptsächlich Aktenvermerke und danach die Kaffeemaschine an. Eine Stunde stehen wir also zu dritt (Adina, Pony und ich) auf der Straße herum und warten. Halten jeden Autofahrer an, Spaziergänger und hören immer dasselbe: Nö, nie gesehen. Glücklicherweise gibt es da noch ein altes Mühlengebäude, dessen Einwohner zufällig Jäger sind und daher gut motorisiert. Der Hausherr klappert also mit dem Geländewagen die Reitställe der Umgebung an, während ich mit Adina eine rauche. Und Pony den Eimer leerfrisst, dass es eine Freude ist, ihm zuzusehen. Nach etwa zwei Stunden wissen wir, wem das Pony gehört, ein Nachbar und persönlich bekannter Pferdehalter überführt den kleinen Ausreisser in seinen Stall. Und Adina ruft die Polizei an. Was machen die Herren, die vorher NICHTS, aber original nichts gemacht haben? Sie lassen sich alle Daten vom Pferdehalter geben, Name, Vorname, Adresse, etc. pp., um wahrscheinlich gleich am nächsten Morgen eine Strafanzeige schreiben zu können. Oder was auch immer. Aber Dank - oder soll man sagen: trotz - der Vermittlung der Beamten gab es ja keine Toten, Verletzten oder Schäden. Sodass eigentlich nichts passiert ist. Achso, die Zäune. Ja, die muss man mal kontrollieren. Oh, und der Kaffee läuft über ...