Italia che cazzo

Vor drei Jahren war ich für Kurz mal in Italien auf dem Rückweg von der Côte d'Azur. Das Schöne dran: Italien kostet die Hälfte und ist dafür doppelt so schön - in der Saison. Etwas unglücklich verlief das Ende dieses Abstechers zum Gran Paradiso, als der Dakar das Kühlwasser ausging. Von den Auswirkungen auf den heimischen Werktstattbetrieb konnte ich ja ausfühlich berichten (für Motorradbegeisterte und Technikfreaks). Doch nun tja, ein anderes Problem. In der Hitze des Gefechts einer Rückfahrt im (wie sagt man korrekt:) Sauregen ohne Kühlmittel bei langen Distanzen auf einem Hinterteil denkt man selten an Details.

Wie zum Beispiel das hier: Sich die Adresse vom Bed & Breakfast zu merken, das so herrlich in der Landschaft gelegen ist, und dessen Zimmer in einer alten, liebevoll restaurierten Burg auf ausgewählte Gäste warten. Eine australische Familie auf Hochzeitsreise war das damals. Die Grand-Dame kannte sich mit allen Museen der Umgebung aus. Allein schon dafür hätte man den Spottpreis der Übernachtungskosten gerne hingeblättert. Das Frühstück hätte bald die Rittertafel erschlagen, drei Meter im Durchmesser voller italienischer Feinkost für ganze vier Personen, Säuglinge nicht mitgerechnet. Und einen Burghund gab es auf dem Anwesen. Nun der Quest ...

Sollten Sie diesen Auftrag annehmen, dann finden Sie die Adresse der Burganlage heraus und bookmarken sie im Internet. Wir streiten wie üblich alles ab.

Seit - na, drei Stunden sitze ich also mit alten Karten und Fotos und rekonstruiere, wie weit man ohne Kühlwasser von hie nach da und ganz ohne auf die Autobahnnebenbei: Ich habe bis heute nicht kapiert, wie man vom Motorrad aus die Péage auf der Autobahn entrichtet. Mit Handschuhen und Helm Münzen aus der Tasche ziehen und in das Pissoir werfen?? und an welcher Abfahrt und warum eigentlich? So lande ich zuerst in meinen Skizzenbüchern. Die enden jedoch - warum auch immer - irgendwo in der Haute-Savoie. Der Reiseführer Provence-Côte d'Azur sieht nicht nur zerfleddert (Regen?), sondern auch geplündert aus. Papiere, Visitenkarten etc. scheint es nicht zu geben, und das Kartenmaterial ist verliehen an einen jener zuverlässigen Freunde, die alles prompt zurück erstatten, sobald sie aus dem Urlaub kommen. Mit Aufzeichnungen und allem. Weg.

Schön an der Situation, wenn Zeit ist, sie zu genießen (ist gerade): die Karten-App aufmachen und die gesamte Route noch einmal mit dem Finger fahren. Zumindest den Teil davon, der nicht mehr aktenkundig ist. Vor allem die sonnigen Abschnitte vor dem Turiner Regeneinbruch machen Freude. Barolo, ein Städtchen, das man unbedingt mit dem Motorrad besuchen sollte. Und ein paar andere, die ich wohl damals ausgelassen habe, nebst welchen, deren Ortsschilder zu schnell an mir vorbeiflogen, um ein Haltesignal zu geben. Der Barolo auf dem Foto ist ein Elena, wahrscheinlich nach einer Witwe benannt.

Da will ich hin. Und außerdem in die Museen. Turin hat die schönsten Ägyptischen Sammlungen, heißt es. Tja, aber wie ohne Kompass und Karte? Tatsächlich hat es dann geklappt. Und zwar wie? Durch ein verschissenes Foto, in dem ich mit dem Zeigefinger die Karte entlang fahre, um mich in Italien zu orientieren. Während die Kamera läuft. Die Karte, auf der ich mich orientiere, ist übrigens mit samt dem Restmaterial, das ein anderer hoffentlich noch gut brauchen kann, weg. Aber das Foto reicht. Au Mann, und die haben sogar eine Webpräsenz - ich meine den Betreiber, denn der hat vordem Möbel restauriert und hernach seine Herberge (hängt mit der Pleite von Olivetti zusammen, doch das führt hier zu weit).

Jetzt müsste ich nur noch tanken ...