Biodiversität

In einem lesenswerten Artikel überlegt sich Spektrum, wie die Welt nach dem sechsten Massensterben aussehen könnte. Paläonthologen haben sich Gedanken über die Gemeinsamkeiten der Artenentwicklung nach großen biologischen Umbrüchen gemacht und dabei verschiedene Beobachtungen koordiniert.

Dass zum Beispiel eine Spezies größere Überlebenschancen in einem Neuanfang hat, wenn sie weniger spezialisiert ist. Kleinere Spezies sind größeren in Umbruchzeiten überlegen, und die Reproduktionsrate spielt auch eine nicht unerhebliche Rolle.

Wenn ich mir also einen kleinen, fortplanzungsaktiven Allesfresser vorstelle, der weltweit mit nahezu jeder Bedingung klarkommt, fällt mir natürlich erst mal die Ratte ein. Ratten sind ja ohnehin bereits jetzt die Gewinner aller Katastrophen, die Menschheit und Menschlichkeit bedrohen. Krieg, Hungersnot, Pest, Verwüstung ...

... die Ratte saß auf jedem Kahn, der in neue Welten aufbrach, und ging dort an Land. Dass die Ratten selbst noch keine Raumschiffe bauen, um zum Mars zu flüchten, ergibt im Zusammenhang mit dem Spruch vielleicht einen Sinn, dass Ratten nur sinkende Schiffe verlassen. Die Erde aber wird möglicherweise posthuman ihr Paradies sein.

Vielleicht sollten wir den Ratten (resp. Kakerlaken oder anderen Nachfolgern unserer Zivilisation) etwas von uns hinterlassen, Botschaften wie diese: "He, Leute, es gab hier schon mal einen Goethesaurus." Vielleicht könnten wir ihnen auch wertvolle Hinweise liefern, wie man das eigene Aussterben vermeidet.

Man stelle sich vor, die Saurier hätten uns - sagen wir: - zehn Gebote auf zwei Steintafeln hinterlassen! Auf der dritten, verschollenen Tafel stand nur die Überschrift: "Macht euch nicht selbst kaputt!", sozusagen das Parteiprogramm der Grünen Dinos. Möglicherweise haben sie das. Aber dann fuhr dieser Braunkohlebagger drüber und jetzt ist es zu spät.

Immerhin haben uns die Dinosaurier einiges von Wert hinterlassen, das wir vielleicht zu wenig zu schätzen wissen: das Brathähnchen zum Beispiel oder das Spiegelei. So gesehen, bin ich mir sicher, wird auch die Menschheit etwas nützliches hinterlassen.