Einkaufszettel

Hallo Angelkollege,
hiermit möchte ich mich zum Nachtangeln anmelden. Meine Essenswünsche: 1 x Bratwurst, 1 x Schinkengriller, 1 x Nackensteak ... – das war die unerwartetste Mail, die ich dieses Jahr bekam, und gleichzeitig der verrückteste Einkaufszettel.

Einkaufszettel verraten einiges über ihre Autoren. Da ist zunächst mal das Format, das Papier und die Art, wie es zerknüllt worden ist. Interessant ist auch manchmal, wo. Ich fand einige in der Tiefkühltruhe bei den Pommes oder Pizzen. Manche Papierchen sind vom bunten Block, andere Sparerips aus einem karierten Blatt Papier, manche auf der Rückseite von Kassenzetteln notiert, Sparsamkeit im Sinne des Recycling.

Dann die Schrift. Manch einer notiert sich seins wie ein Klosterschüler in gestochenen Lettern, man sieht durch das Schriftbild einen Haushalt, in dem sich säuberlich die Waren stapeln, abgezählt und aufgeräumt, und wenn was fehlt, dann geht die Lieferkette in Bestellung.

Andere krakeln, was ihnen gerade im Kopf herum geht und assoziieren frei um die Lücken im Haushalt herum. Da geht es mit ‘Chabata’ los, über ‘Torettellini’ ins Reich der schnellen italienischen Kost zu ‘Pitza’ und Parmesan. Ich habe übrigens die Zettelchen nie aus dem Müll geholt. Es sind alles Fundstücke, die herrenlos im Laden lagen. Ostereier sozusagenWieder andere bevorzugen die smarte Variante der knappen Spickliste: ‘Wu, Kä, Schink, Bana, Kaffee, Fischstäb, Frühröllch’.

Aber manche der Zettel erzählen ganze Lebensgeschichten. ‘Schampoo, Duschzeug, Pastis, Joghurt’ ist zum Beispiel so ein Konzept für den Rest der Nacht. Ein schräges Wochenende nimmt folgende Liste vorweg: ‘Paracetamol, Hustensaft, Antibiotika, Sonntag Essen’. Etwas leblos stelle ich mir dagegen den Tagesablauf dieses Kunden vor: ‘Eier, Kaffeemilch, Kaffee, Spültuch, Kartoffeln’. Oder jenen eines Hypochonders: ‘Raumduft, Magnesium, Vitamin C, Haarspülung, Zahnspülung, Toilettenpapier, Eier, H-Milch, Wurst’.

Lustig ist es, wenn man einen Reiseablauf im Gemüseregal findet, es geht möglicherweise zur Oper in die Stadt, Essen, Übernachtung, und auf der Rückseite ‘Kopfschmerztabletten’ oder ‘Cremefraisch’ und Windeln. Dann kauft jemand Künstlerfarbe und Papier dazu ein, notiert sich gleich eine neue Hose und ein neues Hemd dazu. Ein wundervoller Gedanke. ‘Magi, Wody, Becel’ hat auch was kreatives.

Am schönsten finde ich immer noch den frommen Wunsch: ‘2 mal Wein’.