Märchenreise

Der Traum jedes Reiseleiters ist eine Reisegesellschaft, wie wir sie hatten: entspannt und interessiert, bekannt mit den kleinen Hindernissen des Reisens, die man einfach nicht planen kann. Reisende, die mit dir sehen, fühlen und sind. Reisende, die ankommen. Eine Gruppe, ein Traum. Es passiert ja so viel, das man nicht durchleben, aber genauso wenig missen möchte.

Die kleinen Problemchen des spanischen Alltags. Hier ist eine Prozession, die den Bus blockiert, dort ein Fußballspiel, beim Aufstieg nach Trevélez hat man sogar ganz tief in die Trickkiste gegriffen und gleich ein Radrennen organisiert, das die komplette Straße sperrt. Gässchen sind zu schmal für Autobusse und Taxen im Phantomstreik. Man schiebt seine Koffer in die falsche Schlange und trifft den einzigen Penner weit und breit, der in diesem Jahr auf Krawall gebürstet ist, weil er gerade aus dem Knast entlassen wurde.

Gott hat für jedes Problem eine Lösung erschaffen, für unsere sogar gleich zwei. José ist unser Busfahrer, kommt aus Granada und wird unter uns Señor Tranquilo genannt, Herr Gelassen. Er tauscht nachts Busse, wenn die Klimaanlage nicht geht, spielt Kofferroulette, wo uns die Franzosen ihr Gepäck unterschieben, und schlägt uns Orte vor, an denen wir dem Peloton Vorsprung geben können, wenn es partout nicht weitergeht.

Und so erleben wir wirklich alles von Andalusien, einschließlich der spanischen Weisheit, dass alles geht, wenn man nur will und Zeit genug mitbringt. Und dass wir Freunde überall haben, die unmögliches möglich machen. Kannst du mir mal deinen Bus leihen, unserer braucht eine kurze Werkstattpause?

So sehen wir alles von Andalusien, was in zehn Tage passt, und ich staune immer wieder, wie hart im Nehmen meine Reisegruppe ist. Zweitausend Jahre Historie, tausende Stufen, ein Dutzend Orte mit Hunderten von Monumenten, dazu die Hitze und obendrein mich. Ein herrlicher Spaß, der hier zu Ende geht mit dem Gedanken: wir könnten, eingespielt wie wir sind, gleich weitermachen. Wenn’s sein soll, bis ans Ende der Welt.

In unserem Fall nennt sich dieses Weltende Torremolinos. Denn dort sind wir und müssen uns vom Urlaub erholen. Eindrücke ordnen und verstehen, was mit uns passiert ist. Wir haben eine Zeitreise gemacht und kehren allmählich in die Gegenwart zurück. Jetzt wird es dauern, bis die Seele auch wieder bei uns ist und hoffentlich schreit: nochmal!

An alle, die dabei waren: bis bald, ¡hasta luego entonces!