return of the fear

Nicht unbedingt, was wir erwartet hatten: bei genauerem Hinsehen entpuppt sich unsere Wissenschaft als Mythos. Umso verblüffender die Erkenntnis, dass sie in ihrer gewohnten Ausschließlichkeit durchaus mit überwundenen Weltanschauungen verglichen werden kann. So auch ihre Methodik, der Alleinvertretungsanspruch für Wahrheit und ihre Lehre.

Wer die Epigonie dieser Erscheinung hinter sich lassen und die Zukunft erkunden will, wird tatsächlich in der Wirklichkeit landen - und zwar im Heute, Hier und Jetzt. Erste Frage: Ist die Wissenschaft eine Psychose oder eine Neurose?

Als allgemeine langfristige psychische Verhaltensstörung müsste sie den Neurosen zugerechnet werden. Durch den nahezu unvermeidlichen Verlust des Realitätsbezugs hätte sie sich den Status einer Psychose erarbeitet.

Wissenschaft ist eine Antwort (wenn man den Ausschließlichkeitsgedanken einer modernen Religion hinzudenkt: DIE Antwort) auf die kollektive Urangst des Menschen vor dem Ausgeliefertsein angesichts einer unverstandenen und unverständlichen Umwelt. Und damit eine Religion. Unter den Konkurrenten in dieser Kategorie gilt von jeher: Wer die plausibelsten Erklärungen bereit hält, bekommt den Zuschlag, die Masse und ihre Hysterie.

Die 'Magie' der Technik und ihrer Kinder hat spätestens mit der Atombombe Götter und Mythen entthront und stopft somit zur Zeit das Loch des unaushaltbaren Nichtwissens um Sinn und Sinnhaftigkeiten. Wir können das, was althergebrachte Götter in titanischer Arbeit erschufen, in Millisekunden vernichten: Materie. Wir haben die Kontrolle über die ureigenste Erhaltungsgröße. Über unser eigenes Fundament.

Damit wird Wissenschaft zur geradezu schizophren geborenen rationalen Irrationalität. Sie stopft die Löcher, die Urängste in die Seele reißen, mit Faktenmaterial. Und entzieht dabei jeden letzten Haftgrund nicht nur für Ängste, sondern auch für Sicherheiten. Ein müssiges Unterfangen zwar wie das, Licht in Eimer zu füllen. Aber erfolgreich im esoterischen Gerangel. In Wahrheit schwingt sich Wissenschaft zum konkurrierenden Glauben auf und liegt daher mit dem Glauben an sich im Konflikt. Was uns nun wieder zum Tagesgeschehen zurück zu führen scheint.

Denn es sind ja, da der Gewinner bereits ermittelt ist, die Verlierer im Kampf um das Seelenheil, die nun ihre hoffnungslosen Schlachten untereinander austragen. Der Krieg ist längst entschieden, wo Fundamentalisten aller Lager sich nur noch um das Vorrecht im Leichenfleddern kloppen können. Und sie kämpfen, wie könnte es anders sein, mit den magischen Waffen, die der Gewinner führt: mit spitzfindiger Technik.

Wissenschaft ist sicherlich längst zur Psychose avanciert. Sie ist unangefochten und unwegdenkbar. Selbst in Bereichen, in denen sie jämmerlich versagt, wird sie nie verworfen, nur umdekoriert. Ein Mensch schlägt auf einen anderen ein, der andere auf einen, und der dritte schlägt schon mit Zahlen zurück oder um sich, erklärt, ergründet und historisiert. Merken wir eigentlich den Paradigmenwechsel im Reich unserer Götter noch? Oder ist er längst vollzogen, vollendet und vergessen?

Und was kommt nach der Wissenschaft? Einstein meinte ja: die gute, alte Keule. Es scheint, als läge er nicht ganz richtig, denn was auf jeden Fall nach der Wissenschaft kommt: ... die Angst zurück.