Weltmeister kokst

Boxweltmeister kokst, Fußballer sitzt im Drogenknast, Sauferei auf der Wiesn kommt trotz Wetter nicht richtig in Gang. Riesen-Enttäuschung auch bei Schäfer Heinrich. Vor zwei Minuten hat sich Bauer sucht Frau von Frau sucht weiter getrennt. Der ADAC untersucht zum x-ten Mal die Psyche der Schleicher auf der Pattex-Spur. Probleme über Probleme angesichts derer man kaum auf die Idee kommen mag, ein paar Kilometer weiter nach Osten zu schauen, was dort der Bierpreis so macht und die Staus auf der mittleren Spur der Autobahn.

Nach Aleppo zum Beispiel. Dort stationiert Russland Flugabwehrraketen. Für jeden, der sich mit militärischen Belangen nicht so auskennt, klingt das verwunderlich. Warum Flugabwehrraketen in ein Land schicken, in dem es praktisch keine Flugzeuge mehr gibt? Keine feindlichen. Fragt sich Amerika und die von ihnen geführte Koalition der IS-Gegner auch.

Und ich. Aber ich bin auch einer von denen, die sich mit militärischen Belangen nicht so gut auskennen. Denn Flugabwehrraketen stationiert man so wie Aloe-Vera-Zahncreme. Prophylaktisch. Gegen Zahnausfall und Parodontose. Man stellt einfach mal welche auf. Flugzeuge kommen dann ganz von selbst. Zum Beispiel amerikanische. Denn wer weiß, ob die Interessen, die die Großmächte in Syrien verfolgen, morgen auch noch die selben sind wie heute?

Und ob die Interessen der Interessenten dann noch übereinstimmen, wenn es möglicherweise darum geht, die Beute aufzuteilen. Da unten bahnt sich die lange überfällige Auseinandersetzung der Neokolonialmächte an, könnte man meinen, blicke man hundert Jahre zurück und höre sich die Reden an, die man schwang, wenn Kanonenboote den Hafen verließen. Waffenstationierung dient als allererstes Mittel der Verteidigung (Selbst-) und dann noch der Erhaltung des Friedens.

Denn darin sind sich heute noch die Kontrahenten von vielleicht morgen einig, dass ohne Waffen kein Frieden zu erhalten ist. Am besten die eigenen (Waffen) und der eigene (Frieden). Und Rechtssicherheit für die jeweiligen Investoren. Die meisten wollen schließlich nichts als ihren Frieden. Und den mit der Chipstüte und Bierflasche vor der Sportübertragung am Samstag. Drogenfrei.

Gut, bis Samstag ist ja noch ne Weile hin. Und wir (Du bist Deutschland) haben mal wieder den Anschluß verpaßt. Unsere Flugabwehrraketen sind nicht unterwegs und die Welt somit noch eine Weile vor dem deutschen Frieden sicher. Nicht den Anschluß verpasst haben wir ja beim Pariser Umweltgipfel. Den hat man unterzeichnet und damit sicher gestellt - ein glückliches Händchen vorausgesetzt - dass die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad begrenzt wird.

Per Gesetz. Und: Was? Zwei Grad? Hörte gerade von ner Krankenpflegerin auf ihrer Runde, die Deutschlanderwärmung habe in diesem Jahr schon alleine zwei Grad betragen. Wenn man das mit der Abkühlung der bilateralen Beziehungen verrechnet, naja, kommt vielleicht bis zum nächsten Klimagipfel eine moderate Gletscherschmelze raus.

Ja, der Autosalon. Der wurde in Paris stationiert. Der Salon strotzt nur so vor Elektromobilität. Elektroautos nämlich werden uns vor dem Klimakollaps bewahren. Und die mittlere Spur wieder frei machen, denn die Karren sind motorisiert wie Rennwagen. Oder sagen wir: Fluchtautos. Es ist übrigens wissenschaftlich gesehen vollkommen wurscht, ob der Antrieb elektrisch oder chemisch oder mechanisch vonstatten geht. Für die Klimabilanz jedenfalls.

Aber Umwelt ist in erster Linie PR und die Bilanz der Presseabteilungen in den großen Autokonzernen ist tadellos. Sie tun was. So ähnlich wie die Russen und Amerika. Und wenn die Russen und Amerikaner unten in Syrien genug Freifläche geschaffen haben, um Autobahnen zu bauen und in einer zweiten Stufe vielleicht sogar Solarfelder, um die konventionellen Kraftwerke abzulösen mit ihren schädlichen Klimabilanzen, dann sind wir mit unseren Autos wieder ganz vorn mit dabei.

Eigentlich müßte hier überall das Futur zum Einsatz kommen, aber man kann sich so schlecht zwischen Futur und Konjunktiv entscheiden. Die deutsche Sprache ist eine Losbude. Lauter Nieten, und als Hauptgewinn ein Plüschtier. Das kein Mensch von der Kirmes schleppen kann.