Unsterblich am Montag

Paff. Jetzt ist mir mitten in der Hausarbeit die Küchenmaschine kaputt gegangen! Eine neue ist nicht leicht zu beschaffen. Vor allem keine mit Aufenthaltsgenehmigung. Das Leben wird nicht leichter, wenn man es sich leichter macht. Was also tun? Schwarzmarkt? Und die Alte einfach in die Restetonne? Pietätlosigkeit kann eine schwere Bürde sein.

Es ist Montag. Küchenmaschinen gehen immer montags kaputt. Mahnungen kommen immer montags. Der Frust kommt montags. Nur die Frisöre haben zu. Und die Museen. Kurzum die Gegenwelt des Guten und Schönen hat an Montagen geschlossen. Montags ist auch immer das Bier aus. Dieser Montag ist besonders giftig. Das Wetter spielt nicht mit. Schon ein ganzes Wochenende lang geht das so. Und jetzt das!

Als ich unsterblich wurde, dachte ich mir nichts dabei. Montage hat man in solchen Situationen nicht im Kalkül. Man denkt, es würde immer nur Samstag sein, Samstag Abend. Immer Sommer und immer viel Spass. Und dann setzt sich doch tatsächlich einer die Pistole unter das Kinn und - hupps - was heißt denn jetzt Unsterblichkeit in Verbindung mit kein Gehirn? Gute Gründe, die Sache auf später zu verschieben.

Und jetzt ist Montag. Jetzt ist später. Manche sagen: zu spät. Der den Tod erfand, hat der Menschheit einen großen Dienst erwiesen. Die meisten begreifen es nur nicht. Vielleicht denken sie zu viel über diejenigen nach, die den Tod immer wieder neu erfinden. Das Wie ist ja schließlich nicht die große Frage, sondern das Was. Im Leben eher umgekehrt. Aber auch das ist nicht in die Köpfe derer hinein zu kriegen, die da sterblich sind.

Montage sind die Tage, an denen Unsterbliche sich mit Blut sättigen wollen. Was ja hinlänglich thematisiert wird. Nur eben nicht die Gründe dafür. Warum?

Wegen dem Frust!

So ähnlich wurde die Legende von Dracula geboren. In Rumänien stehen die Dinge ja noch schlechter als da, wo wir unzufrieden sind. Der Blutdurst muss dort unendlich sein. Meine Haushaltskraft kam daher. Ist ne eigene Geschichte. Blutwurst mit Zwiebeln, sage ich nur. In der Pfanne. Wie ich jetzt weiß, ist das kein gesundes Essen. Zu wenig mediterran. Würde sagen, die Fehlerdiagnose spare ich mir ganz. Man wird nicht alt mit Blutwurst und Zwiebeln.

Und ohne Küchenmaschine muss man wieder seine Messer schärfen. Ich hasse Messer. Weil sie schneiden. Und was sie schneiden, verheilt nicht schnell. Jetzt stelle man sich einen 200-Jährigen vor, der drei große Kriege miterlebte! Dazu noch die tägliche Küchenschlacht und zehn minderscharfe Schneidwerkzeuge. Und 10.000 Montage! Wenn der noch beide Arme hat und beide Beine, sollte er in der Kirche Kerzen aufstecken. Ich würd’s tun.

Die rumänische Haushaltskraft hat es also hinter sich. Und ich weiß nicht, wohin mit ihr. Ich habe zehn scharfe Messer an der Wand. Und es ist Montag …