Jack Reacher

angesichts der gerade angelaufenen Verfilmung empfehle ich, doch lieber die Bücher zu lesen... ist ja praktisch nur mit einem Hemd unterwegs, und möglicherweise mit einem gültigen Busticket. In Great Britain erfordert die Etikette, dass man mindestens ein Buch dabei hat. Dachte ich und griff zu Robert Harris. Zwei Gründe: 1) The Ghost war für ein halbes Pfund zu haben, knapp über dem Papiergewicht und 2) es beginnt mit einer Fahrt auf der Fähre:

... passed a marker buoy at the entrance to the channel swinging frantically this way and that as if it was trying to free itself from some underwater monster.

McAra ist der Vorgänger des Ghostwriters und er war selbstverständlich bei der Überfahrt betrunken. Auf dem Kanal hat man ein-einhalb Stunden Zeit dafür, was bedeutet, dass ein gestandener Mann schon zu stärkeren Giften greifen muss als Ale. Ich selbst bin ja ein Freund vom Balvenie, der allerdings weder zum Vollrausch taugt noch bei Kanalüberquerungen hilfreich ist. Und wenn, dann nur auf dem Hinweg, denn die Festlandspreise liegen um ein gutes Drittel unter den schottischen Sparangeboten. Es ist also finanziell lohnenswert, Whisky ins Königreich zu importieren. Aus rein rechtlichen Erwägungen heraus, am besten im Magen.

Nun hat es sich ergeben, dass man gleichzeitig Balvenie trinken, Harris lesen und Jack Reacher im Fernsehen laufen lassen kann. Im Deutschen! Öffentlich rechtlichen!! Angeblich ist der Mensch in der Lage, drei Sinneseindrücke pro Sekunde gleichzeitig zu verarbeiten. Und das in drei Sprachen. Harris is a Brit, Lee Child sounds like native American, but indeed is also Brit, and Balvenie of course is a Brit. But all of them are using different languages as it seems.

Vor allem der schottische Akzent hat es in sich. Bevor wir erfuhren, dass Neil Oliver ein schottischer Moderator und Hobbyhistoriker, gebürtig von der Insel kommt, dort lebt und arbeitet, schien es plausibel, ihn als Inder zu verorten, der wegen seines lustigen Akzentes Kuckstuhier drollig anmutende Persiflagen seiner Wahlheimat publiziert (die englische Variante der Russendisko). Aber weit gefehlt, denn die Persiflagen sind ernst gemeint wie die hinreichend für ihre Sachlichkeit berüchtigten BBC-Dokus über die glorreiche Historie Englands. Und der Mann spricht seine Muttersprache!

Die Römer haben ja nie die Picten zivilisiert. Wahrscheinlich einer der Gründe, warum wir heute alkoholisiertes Torfwasser schlabbern, während Harris sich über den britischen Prime ergeht und Child Hillbillies an einer Busstation out of Nowhere verdrischt. Das alles macht erst Spaß, wenn man es, wie der Kölner sagen würde, von der richtigen Seite des Kanals aus betrachtet. Doch welche ist die richtige? Zumindest der Fährmeister scheint sich nicht entscheiden zu können. Hin und zurück ohne Ende. Klingt wie der Kurs der Briten in Europa ganz im allgemeinen.

Na, jedenfalls, wenn sie mal in eine Richtung fahren, tun sie das mit Überzeugung.