Zeitschund

Ein Weihnachtsmärchen

Er sieht seine Zeit schwinden, also beginnt er, sie zu schinden. Schindet, schandt, hat sie geschunden. Trotzend dem Leid der Zeit hat sie sich aus seiner Hand gewunden und ist danach schließlich ganz geschwunden. Floh vor seinem Schlag und Stich und schlich sich vom Turm in die Tasche ans Handgelenk zu den Sauriern ins Silikon und Carbon hinein. "neulich hatten wir Stromausfall. Ich wusste nichts mehr mit mir anzufangen"In der hohlen Höhle der Zeit aber Stille. Dort zweifelt der Mensch gechillt die Reste seiner Zeit in handliche Stücke. Und sucht im Zweifel von Zeitvertreib und Zeitvertreib die große Lücke, in der die und das Verlorene nun letztendlich stecke. Denn während er seine eigene Zeit vertrieb, wohin nur, wohin? … blieb allein im Schwund der Zeit der Wunsch nach ihr unumwunden. Zu Minuten mindern sich des Schlächters Stunden. Und diese zu Sekunden. Mit Zeigern schnitt er suchend Tag um Tage in Scheiben von Plage. Doch wird dem Metzger seiner eigenen Zeit bis hinter das Ende der Woche nicht dabei Leid. Er kann sie in seinem Tun nicht finden, greift Woche nach Woche zu immer feinerem Skalpell. So seziert der Schinder digital bis in die Millisekunden seine eigenen Wunden, die er seinerzeit den Stunden schlug. Und teilt diese abermals bis aufs Atom. Zerlegt auch dieses in seine Teile, bis ihm in aller Eile selbst die Stunde rücklings schlägt. So oft er sie schneidet, die Zeit hat nur ein Ende, allein die Wurst hat zwei. Wo war das zweite, während er es so eifrig sucht? Die Dauer muss, denkt er auf seinem letzten Lager, im Gigahertz verborgen sein. Und sein eigenes eines Herz schläft matt und kummervoll endlich über der fruchtlosen Suche ein.