Log642-31-5-23 Nachtrag

Mister Spock beginnt gerade, die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, eine Motorradfahrt quer durch Europa am Ende des Winters / Anfang des Frühlings ohne größere Vorkommnisse zu überstehen. Er zieht seine Augenbraue leicht an, wenn er den Zustand der Reifen betrachtet und vernimmt, dass die regelmäßige Wartung der Maschine in Händen des Besitzers liegt, der sich für gewöhnlich in diesen Fragen über das Internet auf dem Laufenden hält.

Dann multipliziert er das Ergebnis mit der Wahrscheinlichkeit, pünktlich dort anzukommen, wo die Arbeit auf den Mopettfahrer wartet, multipliziert mit der Wahrscheinlichkeit, dass falls technisch alles glatt laufen sollte, der Fahrer kränk würde und für den unwahrscheinlichen Fall, dass er jegliche ärztliche Behandlung überlebte, seine Arbeit erledigen könnte, und multipliziert mit der Unwahrscheinlichkeit (wirft hier Scotty ein), dass bei aller technischer Raffinesse und gesundheitlicher Fürsorge das Wetter in diesem Teil der Galaxie beständig unbeständig wäre. Und am Ende fragt er sich, ob der geordnete Rückzug überhaupt denkbar, und wenn ja, in welchen Zahlen mathematisch plausibel erfassbar wäre.

Mittlerweile ist Lt. Uhura mit Anfragen überhäuft, ob die Enterprise den Meteoritenhagel von Clermont-Ferrand überlebt hätte. Der Funkverkehr brach zwischenzeitlich zusammen. Doch jetzt kommt Mr. Spock zu einem (vorläufigen) Ergebnis. Ja, nein.

Warum auch sich entscheiden, wenn die Entscheidung weder Mensch, noch Götter interessiert? What lumen, lumen, sagt der Skat. Am Mopett und in der Coiffeurie tät man sagen: was sitzt, sitzt. Nach vierzehn Stunden im Sattel fragt kein (Entschuldigung:) Arsch mehr nach Wahrscheinlichkeiten anzukommen. Pille meint, ich solle mal zum Arzt gehen. Recht hat er.

Er wäre dann schon der fünfte - nach dem klingonischen aus Sankt Anton, dem ibizenkischen, den Wienern und der charmanten Lepera. Wir haben mittlerweile vier Antimaterie-Spülungen durch den Reaktorkern gejagt, als Scotty sagt (wörtlich): das hält die Kiste nicht aus.

Er meinte sicher Luxemburg damit. Sonnenuntergang im Universum, als ich an der Tankstellenkasse einen Faktorianer fast 500 Starbucks für Tabak hinlegen sehe. Chekov fragt sich inzwischen nach "attom-getriebe-nä Rehaktor" durch. Danach dann war mir alles egal. Ich wollte es wissen. Aber sowas von. Ob wir den Sprung in die Hyperlichtgeschwindigkeit überleben würden.

Spock schweigt und rechnet. Die Wahrscheinlichkeit ist so gering, dass sie von keinem Taschenrechner mehr erfasst wird. Sein Kopf allerdings sagt: Nicht Null, Sir. Wir sind also auf blanken Reifen durch die universale Nacht geknallt, während sich Scotty unten mit seinem namengebenden Destillat bei Laune hielt, Uhura keinen Empfang mehr vortäuschte, Chekov die Sowjethymne sang (in der Fassung von 1923) und Spock rief: "Ich hab's!"

Ich also sage euch: Was hat er? Und er antwortet: Sie ist Null. Fast. Aber das ist nur eine grobe Schätzung. Vor der dunkelsten Stunde liefen wir ins Trockendock. Scotty hat die Kiste durch die Waschstraße geschoben, die Antimateriedämpfer nachjustiert und die Kette gefettet, und ich war kurz mal auf der Krankenstation, um mit Pille einen Donnergurgler zu injizieren. Wir haben zur Probe eine Runde um den Mond gedreht und warten nun auf neue Instruktionen.

Der Mai jedenfalls ist vorbei