Wein, Käse und Mauren

Nächster Tag Extremadura. Ich bin in ein Städtchen namens Monesterio gekommen. Alle spanischen Städtchen sind Dörfer. Genau gesagt, weisse Dörfer. Dieses ist ein Musterexemplar. Im Gegensatz zu El Real ist Monesterio auch ohne Festung wichtig, denn das Pueblo liegt am Pass und muss daher erstiegen werden. Im Auto merkt man den Höhenunterschied kaum, doch zu Fuß ist er spürbar. Spanien ist ein insgesamt hochgelegenen Land. Ich las kürzlich, dass Spanien im Schnitt auf mehr als 700 Metern über dem Meer liegt. Jetzt kann ein Statistiker anfangen zu rechnen. Wieviele Spanier wohnen an welchen Orten in welcher Höhe über dem Meer, wenn sie spanische Eltern haben und sich nicht vorwiegend auf dem Meer aufhalten? Doch es ist tatsächlich so, dass die iberische Halbinsel wie ein Tischlein wirkt, dessen Tischdecke nach Süden sanfter als nach Norden, ins Meer hinein hängt. Die spanische Hochebene, die ich gerade erklommen habe, nennt sich in Folge dessen auch ganz entsprechend Meseta, das Tischchen. In einem Aufsatz las ich auch das Bild Kastiliens als Festung, die ganz Innerspanien umschließt. So leicht erklimmt man sie nicht. Sierra der Norte nennen diese Wand die Bewohner der Region Sevilla, was ganz einfach Nördliche Berg- oder Hügelkette heißt, weil sie eben von Sevilla aus im Norden liegt.

Oben hat man einen ergreifenden Blick zurück und den Gedanken: Nochmal mache ich das nicht. Der Naturpark ist herrlich, aber der Aufstieg ist hart. Die letzten zehn Kilometer gehen direkt an der Autovía entlang, praktisch eine Autobahn. Das Rauschen des Verkehrs begleitet dich auf Schritt und Tritt. Und doch: hätte ich gewusst, was mich erwartet, wäre ich wohl gelaufen statt gegangen. Denn Monesterio schenkt mir eine kühle Dusche, ein Einzelzimmer mit allem Komfort und einen Tanqueray Gin-Tonic. Die Schmerzen im Knie lassen augenblicklich nach. Im Moment sitze ich auf meinem Bett in der Herberge, höre mir an, was Boris Johnson bisher in England an Schäden hinterlassen hat, und drücke mit dem Zahnbürstenschaft einen Korken in die Rotweinflasche. Aus der Umgebung stammt der vielleicht günstigste Ziegenkäse, den ich kenne. Werbung machen sie in diesem Ort hier für den Schinken der Extremadura. Nunja. Im Gegensatz zu dem aus Huelva haben die Schweine hier vorwiegend Steineicheln zur Mast, und das Klima zur Reifung ist auch anders. Jeder ist stolz auf das, was er macht. Im Fernsehen verfolge ich die Wetterschau. Hitze, Hitze, noch mehr Hitze.