passives Einkommen

Schriftsteller sind immer auf der Suche nach neuen Worten. Passives Einkommen ist so eine Floskel, die man nicht erfinden kann. Man muss sie erlebt haben. Und die Jungs, die daran glauben. Es ist nicht nur ein Wortgebilde, dessen Ästhetik im Nullsinn liegt, es ist ein Lebensgefühl, ein Merkmal moderner Aufgeschlossenheit und Risikobereitschaft im Umgang mit den Medien.

Passives Einkommen erwirtschaftet man nicht. Es stellt sich einfach ein. Zusammen mit einem Video, das hunderttausend Mal geliket wird zum Beispiel. Über Nacht ist man reich und dabei noch keine sechzehn. Die Erfolgsgeschichte vom Milliwäscher zum Tellionär der Analphabeten, die sich mit einem faceplant weltweite Berühmtheit zu schaffen trachten, lebt - nur nicht in den Köpfen der ewig gestrigen Eltern, die noch an Schulbildung glauben und solchen Unsinn.

Wir haben die modernen Medien einfach nicht verinnerlicht, wir Herkömmlichen. Wir haben nicht mit ihrem Potential zu leben gelernt. Oder soll man es gesunde Skepsis nennen, was uns treibt, die Lotterie der Youtube-Karrieren auf ihre Gewinnchancen hin zu analysieren - und dabei auf ähnliche Wahrscheinlichkeiten zu treffen, wie die, dass der Weihnachtsmann tatsächlich existiert?

Oder sehen sich die Kids grundsätzlich mal als chancenlos und frönen der perfiden Logik: Wenn schon ablosen, dann professionell, auf hohem Niveau und mit dem passenden Vokabular dazu. Wie soll man dem Arbeitsleben auch den Rücken kehren, wenn man erst gar nicht hinein kommt? Es sei denn über hundert unbezahlte Praktika kurz vor der Rente. Auch da ist das weltweite Web wieder sehr konsequent in seiner Formulierungskunst.

Danke, dass Sie sich abmelden wollen: SIE MÜSSEN ANGEMELDET SEIN, UM SICH ABMELDEN ZU KÖNNEN. -> hier anmelden

IT ist nach allem, was wir wissen, eben nur dem Namen nach intelligent. Und die Intelligenz war noch nie reich. Schon gleich zwei Gründe, um die seltsame Logik der Branche mit den bunten Bildchen mit etwas Distanz zu betrachten. Aber wem sag ich das? Diejenigen, die gerade von der ersten e-Million träumen, lesen ja wohl eh keinen Artikel von dieser Länge. Es sei denn bebildert. Vielleicht kann das hier mal einer verfilmen!!