Bär

Bär verteilte auf dem Fußboden im ganzen Haus eine Art Brotkrumen. Weiß der Teufel, wo er die herhatte. Es sah aus wie Vogelfutter. Die Perle hieß so, weil der Großvater sie so genannt hatte. Die Perle kam aus Moldavien. Sie lebte schon lange in der Villa. Gast und Leele waren auf der Arbeit. Also musste die Perle einschreiten: Warum machst du das? fragte sie Bär. Bär war jetzt schon vier Jahre alt. Solche Dinge gehörten sich nicht. Er blickte sie mit großen Augen an: das ist gegen die Geister.

Die Geister? lachte Marja. Die Perle heißt so. Bär konnte nur nicht richtig Perle sagen, also wurde ein mexikanischer Fußballer daraus, wenn er sie direkt ansprach. Seit der Opa tot war, sollte Marja wieder Marja heißen, aber dafür war es schon zu spät. Die Geister?

Bär legte die Stirn in Falten. Das Kind hatte schon ein richtiges Charaktergesicht. Er sollte mal Anwalt werden. Die Geister sind überall, sagte er. Sie sehen aus wie wir. Ich habe Angst vor ihnen.

Das brauchst du nicht, antwortete Marja, die Perle. No, wer hat dir denn sowas gesagt? Geister!

Der Mann im Traum. Er sagt, wenn ich überall von den Krumen ausstreue, können sie mir nicht mehr schaden.

Wieso wollen sie dir schaden?

Es ist, weil sie Geister sind. Sie wollen meine Seele. Aber wenn da Krumen sind, bekommen sie Angst. Dann müssen sie sich verstecken. Sie haben Angst vor den Krumen. Sie können nicht darauf treten. Und sie müssen aufpassen, dass die Krumen nicht wachsen. Und sie können die Krumen nicht wegräumen. Das ist wie Blumen auf der Wiese für sie.

Blumen auf der Wiese? Aber das ist doch etwas schönes.

Ja, für uns. Aber für sie ist es schrecklich. Blumen auf der Wiese stören die Geister. Sie werden sie wegmähen. Mit den Krumen ist es genauso.

Also nehmen dir die Geister deine Seele weg, wenn du nicht aufpasst? Und wenn überall Krumen liegen, können sie das nicht?

Nein, denn dann werden sie sichtbar.

Wer?

Die Geister, Mapeele.

Weißt du was, Bär! Sagte Marja, die Perle, du nimmst dir jetzt den Besen und fegst die Krumen zusammen. Dann helfe ich dir, sie in den Abfall zu tragen, und um die Geister kümmern wir uns morgen.

Nein, sagte Bär. Der Mann sagt, sie fressen mich sonst.

Der Mann?

Marja stand nun mitten in der Bescherung. Um sie herum Krumen wie Vogelfutter im Taubenhaus von Naschenko, doch Naschenko ist eine andere Geschichte, die außerdem in Moldavien spielt. Sie rührte sich nicht. Bär, sagte sie, räum das weg!

Bär schüttelte den Kopf. Marja versuchte einen Schritt auf das Kind zu, doch waren die Krumen im Weg. Mit der Fußspitze zielte sie auf das nächstliegende Stück was-auch-immer-das-war und konnte nicht danach treten. Bär, drohte sie, nimm das weg! Bär?! Was wäre, wenn die Eltern kämen? Was wäre, wenn irgendein anderer käme? Und überall die Krumen sind? Bär?! Bär?!

Der Kleine schüttelte den Kopf: Ihr könnte mir nichts tun.