500.000 Jahre Menschheit

... und dann das! 500.000 Jahre lang kämpfen Menschen gegen Bären und Löwen, weiden ihr Vieh, ernten Getreide, klettern Bäume rauf und runter, freuen sich daran, abends Feuer zu machen, erzählen ihren Kindern Märchen, klagen über ihre Nachbarn und das Wetter, Steuern, Benzinpreise und schlechte Handynetze. Ja, das war’s. So schnell sind eine halbe Million Jahre rum. Zack, vorbei.

Aber es gibt auch Hoffnung. Zumindest für die Überholspur.

Ich kannte mal einen, der war fünf Jahre jünger. Als wir Teenager waren, war er also noch ein Kind. Er war zwanzig, als wir zwanzig wurden, mit dreißig war er fünfundvierzig und als ich vierzig wurde, war er lange tot. Elefant und Spitzmaus, Kolibris und Wale, Schildkröte und Eintagsfliege. Mammutbaum und Basilikum. Wo einer die Milchzähne verliert, stirbt der andere schon aus. Tausende Generationen, Millionen Nachkommen, Fortschritt ausgeschritten.

In Wahrheit ist derjenige der Gewinner, dem das alles egal ist. Derjenige, der das Pedal bedient, ist doch letztlich der Entscheider. Die anderen sehen nur zu. Samstags abends auf dem Heimweg von der Disko. Drei Menschen sehen das Unheil kommen, und einer drückt gelassen aufs Gas. Denn Zögern ist selten gut. Wer hat am meisten Spaß in der Karre? Bestimmt nicht die vorsichtige Stimme von der Rücksitzbank.

Die Gewinner der Evolution sind tatsächlich die absolut kurzlebigsten hirnlosesten Eintagsfliegen. Und wer dann noch bedenkt, wovon sich die meisten Fliegen mit Wonne ernähren, versteht auch den Sinnspruch der Bibel, nach dem der in den Himmel kommt, der arm im Geiste ist. Genau gesagt, lebt der bereits in seinem Paradies. Wie sagte Jo, die Fliege noch neulich: es kann im Leben alles Scheiße sein, für mich ist es ein riesiges, kaltes Buffet.

Das markige Jubiläum feierte ein Tierfilmer um 1970 rum in Afrika. Der Mann zeigte sich besorgt, weil neuerdings alle Schwarzen Auto fahren wollten. Die Zulassungszahlen waren damals das Barometer für den Weltuntergang. Und die Zahl der Großwildjäger, die noch schnell auf dem schwarzen Kontinent eine der letzten Trophäen schießen wollten, bevor es sich endgültig ausgeschossen hatte.

Fünfzig Jahre später zählt der Mensch selbst zum Großwild und es gibt hinreichend Gründe, um ihn dort zu jagen. Unter anderem, weil es zu wenige Panzernashörner für die Safari gibt. Und zu viele Bewohner auf diesem Planeten. Das runde Jubiläum ist also der derzeitige Stand der Wissenschaft in Sachen Menschheitsalter gewesen, und das Problem mit den schwarzen Autos der Indikator für die folgenden 500.000, die wir nicht mehr schaffen werden.

Wie heißt es so schön, wenn man im Detail öffentlich daneben hieb: In der Sache hatten wir Recht.