Zafra

Und dann Zafra. Ein maurischer Traum. Nach nur einer leichten Stunde - oder waren es zwei? - stehe ich vor der Burg und staune. Vielleicht ist der Gedanke angesichts dieses Anblicks etwas zu profan, doch für Wanderer passend: Eine gute Nagelschere macht den Weg komfortabler. Mein Bewegungsapparat hat sich auf den wenigen Kilometern hierher stark regeneriert. Wenn ich die Sache mit dem Knie noch in den Griff bekomme, könnte dieser Weg tatsächlich noch zu einem richtig schönen Erlebnis werden. Das Knie aber sticht noch. Sandra betreut das Convento S. Francisco, in dem die Peregrinos komfortabel untergebracht sind. Sie hat die passenden Ratschläge bereit. Ruhe ist einer davon. Und das Konvent lädt geradezu ein, hier zu rasten und ruhen, wo man nur irgend kann. Draußen liegt eine herrliche Stadt, aber der Innenhof lässt dich nicht gehen. Wenn ich von Peregrinos in der Mehrzahl spreche, liege ich auch nicht ganz richtig. Für den Moment habe ich den Konvent ganz für mich allein. Zwanzig Betten zur Auswahl. Jetzt werde ich mal mich, meine Sinne und die Akkus vom iPad laden, und dann plane ich nur noch eines: den Helden der Tour de France bei ihrer schweißtreibenden Arbeit in den Alpen zuzusehen.

Und so kommt es dann auch. Nur dass zwischendurch noch Walter, der Italiener, der in Portugal lebt und zufällig Biker ist, mir eine Manschette für mein Knie schenkt. Walter kennt als Biker das Problem mit dem Knie sehr gut und ist entsprechend gerüstet. Er ist allerdings kein Peregrino, Walter arbeitet im Ort als Mechaniker, ist also quasi auf Wohnungssuche. Perfekter Ort also auch für diejenigen, die mit wenig zurecht kommen müssen. Zwölf Euro für die Übernachtung sind ein Geschenk Gottes. Sandra als Wirtin zu haben, heilt einem ohnehin die Seele. Sie hat mir hier die Flasche geöffnet, Gläser spendiert und ein kaltes Bier hingestellt, ohne mir zu sagen, dass sie im Innenhof ein kleines Bar/Café/Restaurant betreibt. Jetzt bin ich so großzügig beschenkt, dass mir bald mal was einfallen muss, um mich zu revanchieren.

Der Wein, den ich trinke, stammt übrigens aus Monesterio und heißt Tentudía. Wir nähern uns langsam dem Kern des hiesigen Weinbaugebiets. Weinberge duften von allen Seiten, und die Spritztraktoren kreuzen morgens deinen Weg. Ich kenne das von meinem Onkel aus Bordeaux. Juli ist die Zeit, in der man im Weinbau eigentlich nichts machen kann als Schaden anrichten. Der feine Staub in den Weinbergen ist Gift für die Trauben, wo immer gearbeitet wird. Man meint ihn aus dem Wein zu schmecken. Der Tentudía hat einen eigenen Charakter. Schwer, trocken, mit starker Säure, die sich bei höheren Temperaturen durch den Hintereingang schleicht. Man sollte ihn kühl trinken. Und dazu Ziegenkäse essen. Als Geheimtipp für diejenigen, die nicht schleppen müssen: Honig und saure Gemüse wie Rukkola zum Käse (der hier ausgesprochen gut ist), dazu diesen Wein. Ein Gedicht.